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Lungenemphysem

Ratgeber für Betroffene und Angehörige

Die Rehabilitation von Atemwegserkrankungen

Die Rehabilitation von Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen hat eine lange Tradition, die in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückreicht.
Bereits damals erkannte man die positiven Effekte einer „Kur“ bei Menschen, die be-rufsbedingt erheblicher Staubbelastung ausgesetzt waren – also insbesondere die Berg-leute mit ihrer „Staublunge“.

Heutzutage hat die sogenannte „Pneumologische Rehabilitation“ , die Wiederherstellung oder Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei zugrunde liegenden akuten oder chronischen Lungenerkrankungen, einen festen Platz in der modernen Medizinwelt.

Gerade in den letzten Jahren hat sich, auch mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden, auf diesem Gebiet viel getan, es hat ein Wandel stattgefunden.

Ist man vor nicht allzu langer Zeit noch davon ausgegangen, dass ein Patient mit einer fortgeschtittenen Lungenerkrankung in erster Linie Schonung braucht, so weiß man heute, dass das Gegenteil der Fall sein muss: Je schwerer krank der Patient, desto wich-tiger die Mobilisation, d.h. der Wiederaufbau der körperlichen Leistungsfähigkeit. Hierzu später mehr.

Um welche Krankheiten geht es?

Die häufigste Erkrankung der Atemwege, die zu einer Rehabilitationsmaßnahme führt, ist die COPD, d.h., die chronische Bronchitis mit Atemwegsverengung. Auslöser für diese Krankheit ist in 90% der Fälle das Rauchen. Die COPD verläuft schleichend, oft un-bemerkt. Der Patient hustet und findet das normal. Auswurf kommt hinzu und im Lauf der Zeit, schleichend, auch Atemnot.

An zweiter Stelle steht dann das Asthma bronchiale. Eine Erkrankung, die oft in frühester Kindheit beginnt und gekennzeichnet ist durch anfallsweise Atemnot, ausgelöst meistens durch Allergien oder Infekte der Atemwege.

Ebenfalls ein Grund für eine Rehabiltitationsmassnahme ist eine schwer verlaufende Lungenentzündung, die manchmal dazu führt, dass Patienten künstlich beatmet werden müssen.

In Zeiten der modernen Medizin werden zunehmend auch Patienten mit Lungenopera-tionen zur Rehabilitation aufgenommen. In erster Linie handelt es sich hierbei um Pati-enten mit Lungenkrebs, denen ein Lungenlappen, manchmal aber auch bis zu einer Lungenhälfte, entfernt wurde. Aber auch Patienten mit Eiteransammlung in der Lunge, das sogenannte Pleuraempyem, werden heutzutage frühzeitig operiert und rehabilitiert.

Welche Voraussetzungen an den Standort sollten gegeben sein?

Ohne dass die Erkenntnisse wissenschaftlich abgesichert sind, wird traditionell ein Standort mit einem sogenannten „Reizklima“ bevorzugt, d.h., ein heilklimatischer Kurort, der durch seine Klimafaktoren den Stoffwechsel und die Gesamtaktivität des Körpers anregen soll. Standorte, die dieses Prädikat tragen, finden sich in Mittelgebirgslagen und an der See.

Ein zusätzlicher wichtiger Faktor für Rehabilationskliniken, di e sich auf die Atemwege spezialisiert haben, ist die Sole. Es handelt sich hier um natürlich vorkommendes, mit Kochsalz angereichertes Wasser, wie es in Soleheilbädern anzutreffen ist. Das Solewasser wirkt bei Inhalation schleimlösend, auch eine entzündungshemmende Wirkung wird der Natursole zugeschrieben.

Wie sollte ein Rehabilitationsprogramm in einer Rehabiltitationsklinik für Atemwegs-erkrankungen aussehen?

Grundsätzlich wird heutzutage eine ganzheitliche Therapie mit Berücksichtigung medi-zinischer, sporttherapeutischer, psychosozialer und ernährungswissenschaftlicher Aspekte angestrebt.

D.h., die Therapie orientiert sich am Krankheitsbild des Patienten, von medizinischer Seite wird versucht, die medikamentöse Therapie zu optimieren. Wichtig ist deshalb in diesem Zusammenhang, dass Lungenfachärzte in der Klinik vorgehalten werden und dass eine 24-Stunden Arztpräsenz gegeben ist.

Von psychologischer Seite ist wichtig, bei der Verarbeitung der Krankheit zu helfen und bei Bedarf ein Verhaltenstraining anzubieten, z.B. Tabkentwöhnung bei Patienten, die noch Rauchen.

Ebenso wichtig ist eine kompetente Ernährungsberatung, nicht nur bei Patienten mit Übergewicht. Gerade bei der COPD fällt auf, dass in einem fortgeschrittenen Krank-heitsstadium viele dieser Patienten untergewichtig sind. Dies ist für die Krankheit un-günstig, es fehlt Muskulatur, auch zum Atmen. Ziel muss dann sein, durch entsprechende Ernährungsberatung auf eine Gewichtszunahme hinzuwirken.

Von entscheidender Bedeutung, seit kurzem auch durch Studien wissenschaftlich belegt, ist die medizinische Trainingstherapie (MTT). Hierbei handelt es sich um eine Kombi-nation aus auf den Patienten zugeschnittenes Ausdauertraining und Muskelaufbautraining. Es konnte gezeigt werden, dass Patienten, die sich einer solchen Trainingstherapie unterziehen leistungsfähiger sind und eine verbesserte Lebensqualität haben. Wichtig ist allerdings, dass die Sporttherapie nach Entlassung, z. B. in Form von ambulantem Lun-gensport, fortgeführt wird – sonst geht der Effekt wieder verloren.

Es ist inzwischen erwiesen, dass körperliches Training insbesondere bei der COPD den-selben Stellenwert hat wie die medikamentöse Therapie. Und dass gilt in Fachkreisen als geradezu revolutionäre Erkenntnis und Neuerung.

Ebenfalls sehr wichtig und von der Reha-Einrichtung zu leisten ist eine strukturierte Patientenschulung bei chronischen Atemwegserkrankungen. Der Patient soll lernen, mit seiner Erkrankung umzugehen und sich auch bei Verschlechterungen der Erkrankung selbst zu helfen. Bei dem Krankheitsbild Asthma bronchiale ist der positive Effekt einer solchen Schulung nachgewiesen, für die COPD steht der Nachweis noch aus.

Zu berücksichtigen ist in der Reha-Klinik auch die Frage einer angemessenen Versorgung mit Hilfsmitteln.

Fragen müssen geklärt und vor Ort gelöst werden: Benötigt der Patient Sauerstoff, wenn ja, wieviel und welches System ist sinnvoll. Die Sauerstofftherapie ist zu verordnen, auch weitergehende Hilfsmittel sollten spätestens von der Klinik verordnet werden, z.B. Rollator, Pariboy-Inhaliergerät etc.

Zuletzt müssen während einer Rehabilitation auch sozialmedizinische Aspekte geklärt werden. Je nach Kostenträger für das Heilverfahren ist bei Berufstätigen die Erwerbs-fähigkeit zu beurteilen, aber auch die Beratung im Hinblick auf Schwerbehinderung oder Pflegebedürftigkeit spielt eine Rolle.

Werden die oben genannten Punkte einer umfassenden, ganzheitlichen Rehabilitations-massnahme berücksichtigt, so kommt es, das kann man als Pneumologe und Leiter einer solchen Einrichtung selbstbewusst sagen, in aller Regel zu einer Verbesserung des kör-perlichen Befindens und der Leistungsfähigkeit.

Eine chronische Atemwegserkrankung kann zwar nicht geheilt, aber sie kann mit den heutigen Möglichkeiten einer ineinander greifenden Therapie, gebessert und in ihrem Fortschreiten aufgehalten werden. Voraussetzung ist hier natürlich auch immer die entsprechende Motivation und Mitarbeit des Patienten.

M.Schnölzer
Chefarzt
Pneumologe, Internist, Allergologe, Somnologe
Espan-Klinik
Gartenstraße 9
78073 Bad Dürrheim

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